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Jodel-Publikationen zum hören und üben |
Juni
2010
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Der Jodel-Gesang in der Schweiz ist in vieler Munde: Ob als traditioneller Naturjodel eines Muotathaler Älplers, als Jodellied eines Jodlerklubs oder als volkstümliche Fassung (Ku-Ku-Jodel) der Formation «Oesch's die Dritten», ob als zeitgenössische Ausdrucksform in der so genannten Ernsten Musik, als Suicidal-Jodel der Performance-Künstlerin Erika Stucky oder als einer von vielen Bausteinen in der «Imaginären Folkloremusik» von Christian Zehnder. |
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Dass der Jodel-Gesang in seiner ganzen Vielfalt betrachtet wird, ist massgeblich auf den Boom von traditioneller Musik zurückzuführen, der seit den 2000er Jahren die Schweiz erfasst hat. Zahlreiche Musikfestivals (Alpentöne, Obwald, Heirassa, Interfolk Jungfrau…) haben sich seither der Volksmusik als einer freien, vielschichtigen und anspruchsvollen Musik verschrieben, die fernab von ideologischen Vereinnahmungen eine Existenz hat. Aber auch das Interesse am Selber-Musizieren ist gestiegen: So finden Kurse zum Jodel-Gesang reissenden Absatz wie z.B. im Rahmen der Klangwelt Toggenburg oder beim Basler Projekt «Jodeln für StädterInnen». In Medien und Öffentlichkeit wird die neue Volksmusik ebenfalls rege diskutiert – nicht zuletzt durch das Projekt «echos – Volkskultur für morgen», das die Pro Helvetia 2006 lancierte. Verbunden mit der Wahrnehmung einer vielfältigen Jodelszene tritt auch das Thema nach der Qualität des Jodelns erneut auf den Plan. Wo das Jodeln seinen konservativen Beigeschmack verloren hat, interessieren sich neben den Laien auch immer mehr professionelle und semiprofessionelle Musiker für diese Ausdrucksform und entwickeln diese auf hohem Niveau weiter. Die einst propagierte Angst vor dem «Kunstjodel» erweist sich angesichts spannender Projekte wie z.B. der «Stimmreise» von Nadja Räss als nicht haltbar, arbeiten diese doch oft historisch nuancierter als beim gepflegten Jodellied. |
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Zwei neue Publikationen geben einen guten Einblick in die eben geschilderten Aspekte. Zum einen gibt die Musikethnologin Brigitte Bachmann-Geiser in ihrer neuesten CD-Edition «Die Jodelarten der Schweiz» einen akustischen Einblick in die Vielfalt des Jodel-Gesangs in der Schweiz. Zum anderen legen die Jodlerinnen Nadja Räss und Franziska Wigger mit ihrem Buch «Jodel. Theorie & Praxis» ein wegweisendes Lehrmittel für die Ausbildung im Jodel-Gesang vor, mit dem Ziel, die Qualität des Jodelns zu verbessern. |
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Das Lehrmittel sei allen, die selbst das Jodeln erlernen oder verbessern wollen, sehr ans Herz gelegt. Für die jodelbezogene Gesangspädagogik stellt es einen Meilenstein dar, wo solche Werke rar und lang ersehnt sind. Der Theorieteil gibt wertvolle Einblicke in die Funktionsweise von Stimme, Körper und Atmung und die Physiologie beim Jodeln, ebenfalls zur musikalischen Gattung des Jodelns in der Schweiz. Der praktische Teil überzeugt durch hilfreiche Übungen zur Haltung, Atmung und den verschiedenen Registern im Jodel-Gesang, die durch Bilder veranschaulicht werden. Abgeglichen werden kann die eigene Übetätigkeit durch zahlreiche Hörbeispiele auf der beiliegenden CD. Räss und Wigger ist hier ein didaktisch richtungsweisendes Werk gelungen, das für die Qualität der Stimmbildung beim Jodeln sensibilisiert. Nadja Räss, Franziska Wigger: Jodel, Theorie und Praxis Mülirad-Verlag, Altdorf 2010, www.muelirad.ch Nadja Räss siehe www.jodel.ch ISBN 978-3-033-02417-5, CHF 85.– |
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Karoline Oehme studierte Ethnomusikologie, Musikpädagogik und ev. Theologie an der Universität Bamberg. Seit 2006 arbeitet sie an ihrem Dissertationsprojekt über Volksmusik der Zentralschweiz am Seminar für Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie der Universität Basel und ist Leiterin des Schweizerischen Volksliedarchivs. | ||
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