ÄplerInnenfest in Wien

Barbara, Mira und ich sind vor einem halben Jahr zusammengesessen und haben uns über den letzten Alpsommer unterhalten, den die beiden gemeinsam mit zwei anderen in der Schweiz verbracht haben. Die Idee eines ÄlplerInnenfestes lag schon länger in der Luft, an jenem Abend beschlossen wir, es endlich in die Realität umzusetzen. Wir engagieren uns im Frauenreferat auf der Uni und es war uns deshalb wichtig, einen Fokus auf die Rolle des Geschlechterverhältnisses auf der Alm zu legen.


                        
                            
                        
                            
                                
                            
                        
    


                        
                    

                    
                

An der Universität für Bodenkultur, wo wir Landwirtschaft und Landschaftsplanung studieren, gibt es in unserem FreundInnenkreis einige, die schon öfter einen Alpsommer verbracht haben. Es sind Männer und Frauen Mitte 20, manche mit Kind, die sich in der Endphase ihres Studiums befinden. Wir waren auf Almen in der Schweiz, in Österreich und in Südtirol, einer von uns in Norwegen – als HirtInnen, SennInnen, ZusennInnen auf Kuh- Rinder- und Ziegenalmen.

Warum Alpfest an der Uni? Einige von uns sind in einem Polit-Beisl engagiert. An der Universiät für Bodenkultur gibt es seit über 10 Jahren ein von Studis selbstverwaltetes Beisl namens Tüwi (Beisl ist wienerisch und umschreibt eine Mischung aus Kaffeehaus und Lokal). Es ist ein Freiraum auf der Universität, eine Oase inmitten konservativer Unipolitik, zur Zeit sind wir (wieder einmal) in unserer Existenz gefährdet, da für nicht-kommerzielle Orte immer weniger Platz an den Unis ist. Nichts desto trotz machen wir munter weiter: Verschiedenste Veranstaltungen finden statt, unter anderem auch das ÄlplerInnenfest Wien 2006.

An der Milchbar.

Warum z’Alp gehen? Die Alm bietet die Möglichkeit, einen Sommer lang die landwirtschaftliche Praxis in den Bergen kennen zu lernen. Fernab von jeglichen romantischen Vorstellungen, wie sie manche von uns höchstens noch am Anfang hatten, haben wir gemolken, gekäst, geschalmt, geschwendet was das Zeug hielt. Und das in modernst ausgestatteten Almhütten. Natürlich gibt es noch die alten Almen, wie wir sie von Fotos aus dem Kitschkalender kennen, aber die sind eher die Ausnahme. Das Fest sollte ein Ort des Kennenlernens für Interessierte sein und vor allem auch, um den kommenden Alpsommer herbeizufeiern.

Frauen und Männer auf der Alm
Wir Veranstalterinnen haben alle Alperfahrungen gemacht und wissen, wie sich plötzlich im Team Spannungen entwickeln, wenn sich herausstellt, dass es doch immer die Frauen sind, die den ganzen Almsommer lang die Käsetücher waschen. Es ist nicht leicht, in einem Team, das den ganzen Sommer lang zusammenarbeiten muss, sich neben der Arbeit auch noch Diskussionen zu stellen – Doch diese sind notwendig, besonders wenn es den Anspruch gibt, nicht in die alten, hierarchischen Muster – verbunden mit geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung - zu verfallen. Wer kocht am Ende des Arbeitstages? Wer macht die Wäsche? Wer kümmert sich um die Buchhaltung? Wer bestimmt was wann gemacht wird? Wer hat den Kontakt zu den Bauern und Bäuerinnen? Oftmals sieht es so aus, dass Frauen eine Mehrarbeit leisten, die nicht unmittelbar mit der Alparbeit zusammenhängt. Gerade diese Arbeiten, die „so nebenbei“ geschehen, wie Kochen, Waschen usw. gewährleisten aber die Arbeitskontinuität auf der Alp. Und sollten dementsprechend von allen gemacht und gewürdigt werden.

Fotoausstellung.

Das rauschende Fest ...
Eine Fotoausstellung hat es gegeben – danke an alle ZusenderInnen – die Gewinnerin durfte sich über einen Geschenkskorb mit regionalen Produkten aus Tüwi’s Hofladen freuen. (Das ist der selbstverwaltete Laden mit saisonalen, regionalen Produkten aus ökologischer Landwirtschaft.) Drei engagierte ÄlplerInnen, zwei Frauen und ein Mann, berichteten einem interessierten Publikum von rund 30 Menschen mit eindrucksvollen Bildern von ihren Alperfahrungen. Das Fest war be-rauschend – ‚Kaffee Schnaps’ von der moloko milch bar trug das Seinige dazu bei. Die Band, die wir mit alkoholverhangenen Augen wahrnahmen, bemühte sich sehr, das Publikum möglichst «älplerisch» abzuholen: Die Verkleidung mit Kletterhelm und Klettergurt sowie Knickerbocker entsprach zwar eher der/dem urbanen AlptouristIn, die Jauchzer klangen professionell. Nichts desto Trotz: Der Wille zählt! DJane babara holte uns anschließend von den Bergen in südlichere Gegenden. Auf dem Balkan tanzten wir bis in die Morgenstunden.

Kleines Detail am Rande: Am nächsten Tag erhielt ich den Anruf einer Freundin: Offensichtlich hat jemand die Fotos der Ausstellung mit Alpkäse verwechselt und sie im Kühlhaus deponiert, auf dass sie nicht schlecht werden!

Die Band Sergej Pepper.