Alpbewirtschaftung und Erhaltung von Trockenwiesen und -weiden

Als Trockenwiesen und –weiden werden Pflanzengesellschaften bezeichnet, die durch Nährstoffarmut geprägt sind und auf relativ trockenem Untergrund wachsen. Sie gehören zu den besonders schützenswerten Lebensräumen, die gemäss Natur- und Heimatschutzgesetz (NHG) zu erhalten und zu fördern sind. Neben ihrer ausserordentlichen Artenvielfalt sind sie im Sömmerungsgebiet von grossem Nutzen für die Stabilisierung von steilen Hängen, weil sie weniger erosionsanfällig sind als nährstoffreiches Grünland.


                        
                            
                        
                            
                                
                            
                        
    


                        
                    

                    
                

Das Projekt

Das TWW-Projekt (Trockenwiesen und -weiden-Projekt) ist in der Sektion Biotop- und Artenschutz des BUWALS angesiedelt. Die Trockenwiesen und -weiden werden in einem nationalen Inventar aufgenommen und bewertet. Im Jahr 2005 soll die Kartierung abgeschlossen werden und im Jahr darauf die TWW-Verordnung mit den schützenswerten Objekten in die Vernehmlassung gehen. Rund 43% aller erhobenen Flächen liegen im Sömmerungsgebiet. Das Projekt umfasst Trockenweiden bis zur Waldgrenze, und wenige, teilweise auch höher liegende Mähwiesen (Wildheu).

Abgeltungen für ökologische Leistungen

Die Umsetzung des Inventars ist Sache der Kantone. Die meisten schliessen schon seit einigen Jahren Bewirtschaftungsverträge nach NHG mit den Landwirten ab. Lagen die Prioritäten anfangs vermehrt im Talgebiet, so werden heute auch im Sömmerungsgebiet vermehrt Verträge abgeschlossen. Werden Trockenwiesen und -weiden sachgemäss genutzt und gepflegt, so gelten Bund (Anteil 60 – 90%) und Kantone diese ökologischen Leistungen ab.

Ist ein Gebiet besonders reich an Trockenwiesen und –weiden, kann der Kanton für einen flexibleren und/oder umfassendere Umsetzung ein Vorranggebiet definieren. Im Sömmerungsgebiet wird dazu die Erstellung eines Bewirtschaftungsplanes empfohlen.

Futterwert von Trockenweidenpflanzen

Die schützenswerten Trockenweiden im Sömmerungsgebiet zeichnen sich meist durch eine grosse Artenvielfalt und einen bemerkenswerten Blumenreichtum aus. Neben den Hauptgräsern Blaugras, Borstgras, Buntschwingel oder Rostsegge wachsen viele Begleitarten wie mittlerer Wegerich, Silberdistel, Wundklee, Sonnenröschen, Thymian und Orchideen.

Trockenweiden enthalten oft auch kleinere Anteile an guten Futterpflanzen wie verschiedene Kleearten, Rauher Löwenzahn, Rotschwingel, Muttern und Alpenlieschgras. Insgesamt ergeben Trockenweiden aber ein relativ nährstoffarmes Grundfutter.

Beweidung von Trockenwiesen-Vegetation, Oberalp/Chamut GR

Empfehlungen für die AlpbewirtschafterInnen

Trockenwiesen und -weiden verdanken ihre Existenz jahrhundertelanger, extensiver landwirtschaftlicher Nutzung und können nur weiter bestehen, wenn eine extensive Nutzung beibehalten wird. Die wenigen noch bestehenden Trockenwiesen und -weiden befinden sich häufig in schwer zugänglichen und/oder steilen Lagen und werden heute immer weniger genutzt. Ihnen droht die Vergandung und Verbuschung. Die regelmässige extensive Beweidung und die Kontrolle des Gebüschanteils ist für die Erhaltung von Trockenweiden zentral. Dabei ist darauf zu achten, dass:

  • der Tierbesatz laufend dem Futterertrag der Fläche angepasst wird und eher tief ist;

  • die Flächen weder chemisch behandelt, noch gedüngt werden (kein Mist, keine Gülle, kein Kunstdünger);

  • steile Flächen nicht mit zu schwerem Vieh beweidet werden;

  • auf der Trockenweide nicht zugefüttert wird;

  • der Gebüschanteil idealerweise zwischen 3–20% liegt (maximal bis 50%).

Bestockte Trockenweiden bzw. Waldweiden sind besonders strukturreich und folglich sehr wertvoll. Die Baumverjüngung ist zu sichern (Vorhandensein von Bäumen aller Altersstufen im Bestand).

Tierart: Trockenweiden werden idealerweise mit leichtem Rindvieh beweidet. In Schafweiden kann die floristische Vielfalt nur durch sehr extensive Weideführung erhalten werden. Auf tiefgründigeren Böden ist auf die Beweidung mit Schafen zu verzichten.

Weidemosaik mit Strukturelementen (Felsen, Bäume, Ackerstufen) in Schluein GR. Strukturelemente bieten zahlreichen Insekten und Kleintieren einen Lebensraum und erhöhen den Wert von Trockenweiden.

Trockenwiesen und -weiden im Sömmerungsgebiet sind aus ökologischen Gründen nicht zu düngen, auf chemische Hilfsmittel ist zu verzichten und ihre Strukturvielfalt ist zu erhalten. Artenreiche Trockenweiden sind nur extensiv zu beweiden. Trockenwiesen und –weiden sind in einem nationalen Inventar erfasst. Auf den inventarisierten Flächen dürfen keine Eingriffe durchgeführt werden, welche den Pflanzenbestand negativ verändern.

Artenreiche Borstgrasweide mit Arnika
Literatur:
Eggenberg, S. et al.: Kartierung und Bewertung der Trockenwiesen und –weiden von nationaler Bedeutung. Technischer Bericht. Hrsg. BUWAL. Schriftenreihe Umwelt Nr. 325, Bern 2001

Cora Schibli arbeitet beim Planungs- und Beratungsunternehmen oekoskop in Basel. Sie ist dipl. Ing. Agr. ETH, Agrarökonomin und ehemalige Älplerin.