Baustopp für Alpkäsereien in Garubünden

240 Bauern, Alpmeister, Älpler sowie ihre weiblichen Vertreterinnen wollten an der Alpmeistertagung am Plantahof vom 25. April erfahren, was die Behörden zur Zukunft der Alpkäsereien im Kanton zu sagen haben.


                        
                            
                        
                            
                                
                            
                        
    


                        
                    

                    
                

Den Anfang machte Aurelio Casanova, seit November 2001 Chef beim Amt für Landwirtschaft, Strukturverbesserungen und Vermessung ALSV. Casanova stellte sein Amt in voller Länge vor, betonte die traditionell grosse Bedeutung der Alpwirtschaft und legte einige Zahlen in Tabellenform vor, die wenn ich richtig verstanden habe, aussagen, dass nicht unbeschränkt Geld für die Alpwirtschaft vorhanden ist.

Die Beiträge des Bundes und Kantons für Strukturverbesserungen seien momentan auf dem Niveau von 1983, erklärte Casanova. Das ALSV habe dieses Jahr 50 Projekte zu unterstützen und bei den Gesamtmeliorationen sei ein eigentlicher Boom zu verspüren. Für die Alpwirtschaft bleibe ca. 1.3 Mio Franken an Kantonsgelder pro Jahr und der Meliorationsfonds sei 2004 aufgebraucht. Hier bleibe wenig Spielraum.

Weniger Alpen weniger Kosten

Valentin Luzi, Leiter beim ALSV, verdeutlichte, dass in Graubünden die Milchkuh rar werde, junge Bauern bevorzugen die Umstellung auf Mutterkuhhaltung.

Das ALSV kann keine Alpsanierungen in Gemeinden unterstützen, denen im folgenden Jahr die Milchkühe fehlen. In Graubünden seien letztjährig 109 Milchkühe weniger und 673 Mutterkühe mehr auf den Alpen gesömmert worden, eine Änderung dieser Tendenz sei nicht in Aussicht. Daher wurden die Ausgaben für den Umbau der Alpkäsereien gestoppt, was vorderhand 19 Projekte betreffe. Diesen Sommer werde man eine Situationsanalyse machen, mit Behörden und Betroffenen Gespräche führen und Lösungsvorschläge erarbeiten, sprich mögliche Zusammenschliessungen. Für den Erhalt einer Sennalp muss die Kuhzahl gesichert sein, müssen die Alpungskosten niedrig gehalten werden können und Gemeinde wie Alpgenossenschaft hinter dem Projekt stehen.

Illegale Alpkäse

Als dritter im Bunde referierte der Chef vom MIBD Nordostschweiz, Peter Hartmann, über das mögliche Vorgehen der Alpgenossenschaften mit fehlender Zulassung. 23 Alpbetriebe stellten letztes Jahr beim BVET Anträge um Fristerstreckung, die allesamt abgelehnt wurden. Trotzdem dürfe dieses Jahr auf diesen Alpen gekäst werden.

Noch sind 77 von 154 Alpkäsereien ohne Zulassung. Laut Hartmann werden bis Ende dieses Jahres 39 weitere Sennereien ihr Zulassung bekommen. Ungewiss ist, was mit den restlichen Betrieben passieren wird. So wies aussieht, werde die Milchverarbeitung ohne Zulassungsnummer ab 2003 verboten. Dies alles ohne Gewähr, wie er betont.

Reden und Aussagen

Die Aussagen der drei Folienleger hat mich nicht ganz befriedigt. Bei diversen Telefonaten habe ich versucht Griffigeres herauszufinden, was naturgemäss bei Behörden schwierig ist.

Am Telefon kann mir Valentin Luzi nicht sagen, wie hoch die Bausumme der 19 Projekte (deren Anzahl mittlerweile gestiegen ist) insgesamt ist, meiner Meinung nach die erste Rechnung, die ich machen würde, um seriös abzuklären, ob das vorhandene Geld ausreicht. Seit 1999 sind die Checklisten zur QS-Alp der Milchinspektoren vorhanden, da müsste man in etwa abschätzen können, wie teuer die Sanierungen der Alpsennereien werden. Jetzt werde man miteinander reden, sagt Luzi.

Bei Herbert Künzli vom Bereich Bewilligungen und Kontrollen beim BVET (das Amt, das über Fristerstreckungen für die QS-Zulassung entscheidet) frage ich nach, was mit den Alpen geschehen werde, die bis 2003 keine Bewilligung haben, ja gar nicht haben können, weil doch zuerst noch die Studie beim ALSV gemacht werde. Er kann mir auch nicht erklären, woher Hartmann die Jahreszahl 2003 hernehme. Gemäss BVET dürfen bereits dieses Jahr keine Alpkäse ohne Zulassungsnummer verkauft werden. Angesprochen auf die Problematik der 77 Alpen, die noch ohne Zulassung sind, meint er, die wüssten schon seit 98, dass die Frist im Oktober 2001 abläuft, jetzt müssten sie halt die Milch in die Talkäsereien bringen. In einigen Härtefällen würde man eine Fristerstreckung erlauben.

Ein weiteres Telefon bei Peter Hartmann MIBD Nordostschweiz hat ergeben, dass am 28. Mai vom ALSV GR 30 Gesuche um Fristerstreckung beim BVET eingegangen sind. Bis jetzt am Montag, 3. Juni 2002, 12:34 Uhr ist noch kein Entscheid gefallen. Sanktionen für die Alpen könnte er sich dahingehend vorstellen, dass es keine Verkäsungszulage geben wird und Abstriche bei den Sömmerungsbeiträgen möglich wären. Genaues ist ihm aber nicht bekannt.

Draussen auf der Strasse ziehen Kühe vorbei. Sie gehen z’Alp, werden Milch liefern und sich wenig um etwelche Zulassungen kümmern - und in der Sennhütte wird gekäst werden wie alle Jahre. Sicher ist: Nicht die Nummer macht den Käse, guter Alpkäse wird weiterhin vom Alppersonal gemacht.