Das Alpofon ist einen Sommer alt

Zweihundert mal läutete es den Sommer durch beim Alpofon. Nachdem die ersten Schwierigkeiten mit dem Natel überwunden waren, gaben die TelefonistInnen gerne Rat. Am meisten wurde um Arbeitskraftvermittlung gebeten, seltener waren Fragen bezüglich Arbeitsrecht oder Lohnrichtlinien Thema. Die neue Heisslinie von ÄlplerInnen für ÄlplerInnen lief wirklich hot.


                        
                            
                        
                            
                                
                            
                        
    


                        
                    

                    
                

Weshalb ein Alpofon?

In der IG-Alp wurde letzten Herbst von einigen ÄlplerInnen die Idee des Alpofons geboren. Sie haben selber erfahren, wie oft man auf der Alp im Sommer aufgeschmissen ist, wenn ein Mitälpler ausfällt, wegen Unfall oder Überforderung. Oder gerne hätte man jemanden um Rat gefragt, wie die schwarzen Pünktchen auf der Käserinde wegzubringen wären oder wieviel Mehrarbeit einem die Bauern zur Direktvermarktung der Produkte an Touristen aufbürden dürften. Auf der Alp wo man auf sich selber angewiesen ist, wäre ein Griff zum Telefon, wo jemand einem kompetent Auskunft geben oder einem einfach einmal den Frust abhören könnte, schon oft wünschenswert gewesen. So entstand die Idee der Hotline, einer Dienstleistung von ÄlplerInnen für ÄlplerInnen.

Wie hat's funktioniert?

Letzten Frühling kaufte die IG-Alp ein Natel mit der Alpofonnummer. Mittels Fragebogen, die an bekannte Ex- und ÄlplerInnen und deren Freunde geschickt wurden, suchte man Leute, die sich bereit erklärten, im Sommer auf Abruf Arbeitseinsätze auf Alpen oder Beratungen zu leisten. Ihre Adressen wurden auf Einsatzlisten in einem Ordner zusammengestellt und mit dem Natel zusammen an den diensttuenden Telefonisten geschickt. Dieser hat die Telefone zu jeder Zeit entgegen genommen und die entsprechenden Adressen weitervermittelt. 4 Personen haben je einen Monat lang, vom Juni bis September, das Alpofon betreut, gratis und franko.

Wie ist die Alpofonnummer bekannt geworden?

Im Frühling hat man in verschiedenen landwirtschaftlichen Zeitschriften über das Alpofon berichtet. Zudem wurde die Hotline auf speziellen Alpofonklebern am winterlichen Älpler- und Älplerinnentreffen in Chur, an den Sennen- und Hirtenkursen sowie an der Bündner Alpmeistertagung unter die Leute gestreut. Sehr wirkungsvoll war anfangs Juni das Erscheinen der Alpofonnummer auf der Titelseite des «SchweizerBauer» im Kästli «Tipp des Tages». Weiterhin war der Kleber auf etlichen Tercels, Regenhüten, Hirtenstecken, Rucksäcken und anderen beklebbaren Utensilien der Älpler, Älplerinnen, Bauern und Bäuerinnen zu finden, wie nebenstehende Bilder belegen.

Die TelefonistInnen

Giorgio und Barbara, die das Alpofon von Anfang an im Juni betreuten, waren gespannt ob nun jemand anrufen würde. Und tatsächlich war vom ersten Tag an eine rege Nachfrage, 3-4 Telefone täglich aus verschiedenen Regionen. In der einen Hand das Natel, mit der anderen am Blättern im Alpofonordner, den Kopf auf der Suche nach der Lösung des Problems, das zum Ohr reinkam: und jetzt noch alles sauber notieren im Journal! Auch bei Regula im jurassischen Weidebüro kamen während dem ganzen Juli sehr viele Anrufe an, erst im August hat es etwas nachgelassen. Susann und Schoggo betreuten das Telefon in den letzten zwei Monaten allmählich professioneller, langsam kam etwas Sommererfahrung zusammen. Da sehr viele Anrufe zu Arbeitseinsätzen kamen, wurde auch die Alpstellenvermittlung der zalp.ch zur weiteren Personalsuche genutzt.

Herzlichen Dank den unentgeltlich telefonierenden Regula Wehrli, Susann Pedrazzoli, Barbara Sulzer, Josef Untersander und Giorgio Hösli.

Probleme mit dem Alpofon

Zuerst musste man sich mit der neuen Technik des Natels vertraut machen, sowie eine Übersicht im Alpofonordner gewinnen, was den meisten einige Stressmomente verursachte. Dann war’s aber auch interessant zu hören und zu erfahren, was für Probleme auf den Alpen anstehen. Gerne wollte man helfen und gute Leute und guten Rat vermitteln, doch war dies leider nicht immer möglich.

Die Vermittlungen verliefen nicht so effizient. Viele Leute, die sich im Frühling als Alpeinsatzspringer zur Verfügung gestellt haben, wollten oder konnten dann im Sommer doch keinen Einsatz leisten. Ebenso fehlten Rückmeldungen über vermittelte Personen. Sie wurden somit mehrere Male angegeben, obschon sie bereits besetzt waren (ein altbekanntes Problem jeder Alpvermittlungsstelle).

Insgesamt hatten wir zu wenig Arbeitskräfte zu vermitteln. Die Kombination mit der Alpstellenvermittlungen im Internet bei zalp.ch war sehr sinnvoll und ermöglichte einige neue Kontakte.

Manchmal durfte man am Telefon auch einfach nur der Chropfleerete der betroffenen ÄlplerInnen zuhören, was einen seelsorgerischen Eindruck hinterlassen hat, wofür das Alpofon eigentlich nur am Rande gedacht war. Die Bedienung des Telefons war dadurch recht zeitaufwendig. Mit Rückrufen, Abklärungen und Einträgen in der Stellenbörse der zalp.ch war eine Stunde am Tag schnell weggefressen.

Alpofon – wie weiter?

Die Anzahl Anrufe beim Alpofon bestätigen das Bedürfnis einer solchen Hotline. Das Alpofon war ein Erfolg, und es wird im nächsten Sommer weitergeführt werden.

Um die Vermittlung von Hilfe effizienter zu gestalten, sollten die Rückmeldungen über Einsätze sowie Ab- oder Besetztmeldungen der Hilfeleistenden unbedingt besser erfolgen. Zudem müssen mehr qualifizierte Leute für Soforteinsätze gefunden werden.

Die Frage nach der Organisation und Bezahlung drängt sich auf, denn ewig werden die Leute nicht gratis arbeiten. Es wäre gut, wenn die Person, die das Telefon betreut, den ganzen Tag erreichbar wäre und Zugang zum Internet hätte. Es gibt rund ums Jahr viele Fragen von ÄlplerInnen rund um Anstellung, Arbeitsbedingungen, Ausbildung und Arbeitsplatz. Der Ruf nach einer bezahlten Bürostelle als Anlaufstelle fürs Älplerwesen wird spürbar. Noch unklar ist, wie und wer das finanzieren würde.