Emmi SwissAlp erklärt Dir die Alpenwelt

Während die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete SAB die Begriffe „Berg” und „Alp” gesetzlich schützen will, laufen die Vermarkter wie Emmi oder Migros den Gesetzen voraus. Migros mit der Heidi-Milch und Emmi mit ihrer „SwissAlp”-Käsepalette. Richtige Älpler freut das nicht, aber auch sie werden nicht verschont. Ein Augenzeugenbericht.


                        
                            
                        
                            
                                
                            
                        
    


                        
                    

                    
                

Der Tag meint es gut mit mir. Am Bahnhof verteilen zwei uniformierte Werbebeauftragte Geschenke – was es wohl heute ist? Ein 0,1 kj-Null-Energy-Riegel? Ein vakumiertes fettfreies Pommes-Frittchen? Ein paar rauchfreie Zigarettchen?

Neeein, was les ich da? SwissAlp von Emmi. Ein fingerlanges Stück Alpkäse? Hmm, da hat sich unser Schweizer Käsemulti was einfallen lassen, Alpkäse im grossen Stil auf den Markt (und in die Bahnhofsunterführung) zu schmeissen. Meine angeborene Lust auf Alpkäse ist geweckt, meine anerfahrene Skepsis gegenüber Käsegrosshändlern kriecht unter dem Laken hervor.

Auf der Etikette mehr Natur als darunter? SwissAlp Käsegeschenke von Emmi. Mal ehrlich, sieht so ein Naturprodukt aus? Emmis Verständnis von traditionellem Handwerk aus dem Berggebiet.

Zu den Käsesticks wird mir noch ein kleiner aufklärerischer Prospekt mitgeliefert, wo die Käsestengel näher erklärt werden:

„Die würzige Käsespezialität aus der Schweizer Alpenkräuterwelt”
Na logo, genau das, was wir halt den ganzen Sommer lang produzieren!!
 
„Reinste Schweizer Milch und eine Auslese feinster Alpenkräuter - daraus macht unser Maître Fromager diese einzigartige Käsespezialität.”

Also immer schön der Reihe nach, Käsermeister Emmi, zuerst kauen die Kühe die Alpenkräuter, verarbeiten sie zu Milch und dann kommt der Käsermeister, damit wir uns richtig verstehen, oder!
 
„SwissAlp wird nach traditioneller Schweizer Methode hergestellt. Der Laib wird über Monate sorgsam gepflegt und in einem Mantel von erlesenen Kräutern zur Reife gebracht.”
Nach welcher Tradition wird Schweizer Hartkäse in Kräuter gelegt? Ich hirne, aber kein solcher Käse ist mir bekannt.
 
„Die Kräuter sind nur auf dem essbaren Kräutermantel sichtbar, aber ihr ganzes, genussvolles Aroma steckt im Käse drin.”
Ach so, Emmis Version von: Wo Bio drauf steht, ist auch Bio drin…? Da will uns Emmi wohl einen Kräuterbären aufbinden!

Ich kann es kaum mehr erwarten, nestle hastig am „einzigartigen, impaktstarken, kulinarischen Verpackungskonzept” um an den Inhalt zu gelangen. Welche Wonnen duftender Alpenkräuterwiesen und frischer Bergmilch werden mich die winterliche Alpsehnsucht bald vergessen machen? Da steigt mir ein Gemisch von getrocknetem Gras und Glutamat in die Nase. Schon etwas verunsichert schiebe ich den Stengel waghalsig zwischen die Zähne. Zum Glutamatgeschmack kommt noch etwas Salzgeschmack dazu.
Vielmehr ist nicht zu sagen; jung, kurz, salzig, grasig, langweilig. Keine Spur von Alp ist nirgends zu erschmecken.
Wieso wohl heisst der Käse „SwissAlp”?

Diese Frage wird Emmi noch zu beantworten haben.


Kommentare zum Etikettenschwindel von Emmi

Brigitt Huber: Es sei Alpkäse, den Eindruck will Emmi wohl erwecken. Dabei sind es nur Alpkräuter (ein ungeschützter Begriff? Umso grösser die Wertschöpfung; umso besser für unsere Verwaltungsratsmandat-, Managerpöstchen- aber auch unterbezahlte Kuliarbeit-generierende Emmi). Nun, keine Angst: irgendeine Konsumentenzeitschrift zerrt diese Emmerei sicher ans Licht - und entdeckt vielleicht gleich noch weitere Flunker- oder auch ausgewachsene Schwindeleien. Möglich ist vieles...


ein käsefreak: eine klassische werbeente für leichtgläubige die sich gerne mit dem versprechen von heiler alpenkräuterwelt verwöhnen wollen, die aber gar nicht drin steckt. - und zahlen auch noch einen höllischen kilopreis für diesen kräutermist...äh -käse!
 
Georg: Damit der ganze Etikettenschwindel noch vom Bund subventioniert und durch das Mandat von Altbundesrat Josef Deiss gestützt wird, ist ein Sessel im Verwaltungsrat von Emmi AG mit dem Hintern von Herr Deiss belegt.