Herdenschutzhunde und betroffene Bevölkerungsgruppen

Im Rahmen meiner Maturaarbeit behandelte ich das Thema der Herdenschutzhunde, wobei mich besonders die Reaktionen betroffener Bevölkerungsgruppen auf die grossen Beschützer von Nutztierherden interessierte. Zum einen befragte ich Wanderer, Touristen und Mountainbiker und zum anderen die Herdenschutzhundebesitzer selbst. Ausserdem wollte ich auf die Problematik des Herdenschutz in der Schweiz eingehen.


                        
                            
                        
                            
                                
                            
                        
    


                        
                    

                    
                

Notwendigkeit des Herdenschutz in der Schweiz

Vor der Ausrottung von Wolf, Bär und Luchs in der Schweiz mussten die Kleinviehherden dauernd behirtet und geschützt werden. Nachdem die Gefahr der Übergriffe durch Grossraubtiere nicht mehr bestand, liess man die Herden je länger je mehr über grössere Zeitspannen unbeaufsichtigt. Die Rückkehr der Grossraubtiere verlangt nun wieder einen Schutz der Herden. Da viele Herden, vor allem während der Sommerzeit, ohne ständige Behirtung auf die Alpen getrieben werden, haben Wolf, Luchs und Co. leichtes Spiel. Da Tiere aus unbewachten Herden leichter zu erbeuten sind als Wildtiere, wie Gämsen und Rehe, stellen sie für Raubtiere einen grossen Anreiz dar. Um gegen Übergriffe durch Raubtiere und wildernde Hunde anzugehen, braucht es den Herdenschutz und eine ständige Behirtung der Herden.

Akzeptanz der Herdenschutzhunde bei Wanderern/Touristen

Viele Herdenschutzhunde gehören Besitzern, die ihre Schaf- bzw. Ziegenherden zur Sömmerung auf Alpen geben. Sie sollen dort die Herden vor Angriffen schützen. Dabei sind sie selten eingesperrt, sondern meistens gemeinsam mit der Herde freilaufend. Sommerzeit ist aber auch Wanderzeit. Viele Unterländer zieht es in die Berge. Die Alpen werden auch als Erholungs- und Sportgebiet genutzt. Es kommt also unweigerlich zu Begegnungen zwischen Wanderern, Mountainbikern, Touristen und Herdenschutzhunden. Solche Begegnungen können ein besonderes Erlebnis sein, können aber auch zu Konflikten führen. Ich befragte die Wanderer, Touristen und Mountainbiker mit Hilfe von Fragebogen. Diese konnten auf der Alp Sovrana im Val Madris, auf der Alp Flix oberhalb Sur und im Naturmuseum St. Gallen ausgefüllt werden.

Die Mehrheit der Befragten befürwortet die Rückkehr der Grossraubtiere und ist sich gleichzeitig auch bewusst, dass es in diesem Fall auch Herdenschutzhunde braucht, um die Nutztierherden vor Übergriffen zu schützen. Die Befragten sind auch bereit, ihr Verhalten an freilaufende Herdenschutzhunde anzupassen, wobei mehr als die Hälfte der Befragten nicht weiss, wie sie sich den Schutzhunden gegenüber verhalten sollen. Der Wille wäre vorhanden, doch mangelt es an Informationen. Mangelndes Wissen kann zum Fehlverhalten von Wanderern und Mountainbikern führen, was wiederum aggressiveres Verhalten bei den Herdenschutzhunden hervorrufen kann. Das Konfliktpotential zwischen Mensch und Schutzhund kann nur gering gehalten werden, wenn sich beide Seiten entsprechend verhalten. Die Akzeptanz der Herdenschutzhunde bei den Wanderern, Touristen und Mountainbikern ist gross, doch damit dies so bleibt, müssen sie verstärkt informiert werden. Es ist wichtig, dass die Personen, die den Herdenschutzhunden begegnen, wissen, wie sie sich verhalten müssen und so sensibilisiert sind, dass sie auf das Verhalten der Schutzhunde entsprechend reagieren.

Herdenschutzhundebesitzer – Haltungen und Erfahrungen

Die Anzahl der Herdenschutzhunde, die auch wirklich zum Schutz von Nutztierherden gebraucht werden, beläuft sich in der Schweiz auf gut 75 Stück. Für einen wirksamen Herdenschutz in der Schweiz müssen vor allem die Halter der Nutztierherden bereit sein den Mehraufwand, der die Haltung von Schutzhunden mit sich bringt, zu tragen.

Laut den knapp 20 Befragten Herdenschutzhundebesitzern ist der Herdenschutz in der Schweiz mit vielen Problemen verbunden. Viele dieser Probleme können gelöst werden. So könnten Konflikte mit Wanderern, Spaziergängern und Mountainbiker reduziert oder vermieden werden, wenn diese besser informiert wären. Die Schwierigkeiten, die durch die Haltung der Herdenschutzhunde entstehen, zeigen, dass der Herdenschutz in der Schweiz noch am Anfang steht. Bereits gemachte Erfahrungen können zur Lösung dieser Schwierigkeiten beitragen. Die Koexistenz von Nutztieren und Grossraubtieren in der Schweiz ist möglich. Für die Befragten ist jedoch klar, dass es nicht ohne Probleme geht und dass bestimmte Bedingungen erfüllt sein müssen. So ist für die Herdenschutzhundehalter die Akzeptanz in der Bevölkerung sehr wichtig. Von einer erfolgreichen Verteidigung ihrer Herden durch die Schutzhunde sind alle Befragten überzeugt. Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass der momentane Herdenschutz in der Schweiz vor allem auf Angriffe von einzelnen Raubtieren ausgerichtet ist, für Angriffe durch Rudel aber ausgebaut werden müsste.

Problematik des Herdenschutzes mit Hunden in der Schweiz

Es gibt Schwierigkeiten, die mit der Haltung einzelner Herdenschutzhunde auftauchen, aber auch solche, die den Herdenschutz in der Schweiz als Ganzes betreffen. Zwei Probleme, die im Gespräch mit Herdenschutzhundehaltern immer wieder auftauchten, waren die Haltung der Hunde im Winter und die Konflikte, die es vermehrt geben würde, würden alle Nutztierhalter, in durch Grossraubtiere gefährdeten Gebieten, Schutzhunde besitzen.


Lisa Beutler ist 20 Jahre alt und schliesst diesen Sommer die Mittelschule ab.
Schrieb eine Maturaarbeit zum Thema Herdenschutzhunde. Kennt die Haltung von Herdenschutzhunden vom Betrieb ihrer Eltern. Vertrat ihren Vater mehrere Jahre hintereinander für ca. je 1 Woche auf der Schafalp.