QS-Alp-Brief an die Alpmeister

Die IG-Alp verfasste einen Brief an die Alpmeister in Graubünden, in dem sie ihre Bedenken bezüglich der Auswirkungen auf das kulturelle Erbe der Alpen durch die Qualitätssicherung-Alp QS-Alp kund tat.


                        
                            
                        
                            
                                
                            
                        
    


                        
                    

                    
                

Zur Realisierung der Qualitätssicherung Alp

IG-Alp Mollis, Sonntag, 5. November 2000

 
Liebe Alpmeister, Bäuerinnen und Bauern des Kantons Graubünden

Wir, eine Gruppe von Älpler/innen, die seit mehreren Jahren im Bündnerland z'Alp gehen, haben kürzlich unsere Überlegungen und Gedanken zu den neuen QS-Alp-Bestimmungen zusammengetragen. Es ist uns ein Anliegen, diese an Euch Alpbewirtschafter und Besitzer in Form dieses Briefes weiterzugeben.

Einige von uns haben die QS-Verordnung wortwörtlich studiert und dabei gesehen, dass sie bezüglich den baulichen Einrichtungen einen grossen Spielraum auch für traditionelle Alpen offen lässt. Positiv bewerten wir unter anderem die geforderte Kontroll- und Aufzeichnungspflicht, und dass die QS-Alp da und dort schon lange anstehende Sanierungen in Gang bringt.

Nun, wo die Check- bzw. Mängellisten der Alpsennereien auf dem Tisch liegen, sind wir jedoch erstaunt und betroffen, wie streng die Verordnung hier im Bündnerland ausgelegt wird.

Wir alle sind bestrebt, qualitativ guten Alpkäse herzustellen. Wir sind jedoch der Meinung, dass für die Qualität weniger die baulichen Massnahmen als vielmehr gut ausgebildetes und beratenes Personal entscheidend sind. In Sennereien mit traditionellen Einrichtungen lässt sich ebenso schmackhafter Käse herstellen wie in modernen, geplättelten, verchromten und von der Küche separierten. Mit demVerschwinden der alten Sennküchen geht auch ein Stück Kultur und die Vielfalt der Alpwirtschaft verloren.

Es gibt Punkte in den Checklisten, in denen die Käsereiinspektoren mehr verlangen, als die QS-Verordnung vorschreibt. Zum Teil werden Massnahmen oder Materialien empfohlen, die einem gesunden Käseklima und einer angenehmen Atmosphäre in der Sennerei entgegenwirken - und die letztlich auch mit höheren Kosten verbunden sind.

Gerade bei kleineren Alpen, und wo die Kuhzahl rückläufig ist, sollten die Investitionen möglichst niedrig gehalten werden. Es ist schade um jede Alp, die ihre Käseproduktion aufgibt. Das Zusammenlegen von Alpen hat auch negative Aspekte: wer möchte auf solchen Grossbetrieben noch z'Alp gehen? Die Kühe verursachen bei den weiten Weidewanderungen grössere Erosionen und haben weniger Energie für die Milch übrig.

Noch kaum die Rede war von den Investitionen, die zur Einhaltung der Gewässerschutzverordnung auf die Alpen zukommen und ab dem Jahr 2007 zur Auszahlung der Sömmerungsbeiträge vorausgesetzt werden.

Im Folgenden haben wir eine Auflistung von Massnahmen aus den Mängellisten zusammengestellt, die gemäss der QS-Verordnung nicht zwingend sind, und zu denen wir Tips aus unseren Erfahrungen weitergeben wollen. In nächster Zeit werden wir mit derselben Liste auch mit den Käsereiinspektoren ins Gespräch treten und sie auf unser Anliegen aufmerksam machen.

Als Beilage erhalten Sie einen Auszug aus der betreffenden QS-Verordnung mit der Empfehlung, diese mit Ihrer Mängelliste zu vergleichen. Für die baulichen Massnahmen sind die beiden Artikel 59 und 60 besonders wichtig. Ziehen Sie zur Planung möglichst die Älpler mit ein und nehmen Sie bei Unklarheiten mit dem Käsereiinspektor Kontakt auf. Kommt keine Einigung zustande, gibt es Rekursmöglichkeiten beim MIBD Nordostschweiz in Winterthur oder letztlich beim BVET in Bern. Für weitere Fragen wenden Sie Sich an unsere Kontaktpersonen

Roland Ott und Barbara Sulzer

Somit wünschen wir Ihnen nicht nur nach Chromstahl glänzende Ideen bei der weiteren Alpenplanung, und denjenigen, die schon all dies hinter sich haben, einen geruhsamen Winter.

Es grüsst Euch die IG-Alp

Auszug aus dem QS-Massnahmenkatalog kommentiert von der IG-Alp:

gemäss Mängelliste gefordert:

QS-Artikel

unsere Meinungen und Tips dazu:

in der Sennerei:

Wände

plätteln oder Kunststoffanstrich

Art. 60 - 62

Nicht in ganzer Sennerei anbringen, sondern nur im Nassbereich beim Presstisch, Käsekessi, Abwaschtrog, Butterfass. Eine versiegelte Sennküche führt zu höherer Lärmbelastung und zu schlechterem Klima, da die Wände nicht atmen können.

Boden

plätteln oder säure- und laugenfester Anstrich

Art. 60 - 62

Plättliboden ist glitschig und die Fugenspalten werden immer wieder von Molke und Säure ausgefressen. Neuer Betonüberzug ist ebenso praktisch und kostengünstiger.

Decke über Käsekessi und Presstisch

aus leicht abwaschbarem Material, Kunststoffplatten empfohlen

Art. 60 - 62

Aus Deckenspalten darf kein Dreck runterfallen. Doch muss die Decke atmen können. Holdzecken sind mit Holzlatten auszuflicken oder neu zu täfern. Sicher keine Kuststoffplatten anbringen, da sonst Kondenswasserbildung möglich ist.

Türen

wenn Holz schimmlig, Türe ersetzen, Kunststoff- oder Alutüren empfohlen

Art. 60, 4

Türen dürfen aus Holz sein. Angeschimmeltes Holz abschleifen und/oder mit Schmierseife periodisch schrubben. Nur faulende Teile ersetzen. Einheimisches Lärchenholz verwenden, hält länger als Fichte.

Fenster

Holzfenster Rahmen und Sprossen lackieren

Art. 60,4

Lack auf Holz im Nassbereich springt bald auf, Wasser dringt ein, kann nicht weg und führt zu Fäulnis. Fensterrahmen periodisch mit Schmierseife waschen genügt den Anforderungen.

Küche

wird oft empfohlen aus der Sennerei rauszunehmen

Art. 59,3

In traditionellen Sennereien (z.B. älter als 15 Jahre), darf Küche im Verarbeitungsraum bleiben. Küchenutensilien sind von Käsereigeräten klar (z.B. in anderem Gestell) zu trennen. Die Küche in der Sennerei ist für den Arbeitsablauf der SennerIn (Wasser- oder Milch kochen während dem Käsen) sehr praktisch.

Schwenkfeuer und Hängekessi

oft wird Dampfkessel empfohlen

Art. 60,3

Dampfkessel lohnt sich nur, wenn damit auch Warmwasser erzeugt werden muss, jedoch nicht auf Netzstromalpen mit bereits vorhandenen grossen Boilern. Mit Dampf kann man nicht Ziegern. Schwenkfeuer sanieren ist günstiger als Dampfkessel einbauen.

im Käsekeller

Boden

betonieren und mit Ablauf versehen

Art. 60,2

muss nicht betoniert werden und kein Ablauf haben. Wasser muss gut versickern können und darf keine Pfützen bilden. Gekiester Boden regelt Feuchtigkeitshaushalt besser als Beton.

Decke

aus leicht abwaschbarem Material, Kunststoffplatten empfohlen

Art. 60

Decke nicht mit luftundurchlässigem Material abdecken, da kein Luftaustausch mehr möglich ist, was Schimmelbildung und stickige Luft fördert. Holzdecken sind ideal. Auf gute Querlüftung achten.

Regale

durch Beton oder Chromstahl ersetzen

Art. 58

Holzregale sind erlaubt, sollen periodisch mit Schmierseife geschrubbt werden.

im Milchkeller

Decke und Wände

aus leicht abwaschbarem Material, Kunststoffplatten und Plättli empfohlen

Art. 60 - 62

Nur gerade hinter und über der Milchlagerwanne plätteln oder mit Kunststoffplatten versehen, damit ja kein Schmutz in die Milch fällt. Glatter Verputz oder gehobeltes Holz würden jedoch auch genügen. Eine gute Durchlüftung und Atmung des Raumes sind wichtig.

Brunnen

 

 

Sind sehr praktisch, um Rahm, Butter und anderes zu kühlen, sie sollen trotz Milchwanne bestehen bleiben.

Arbeitsgeräte

Oft wird Chromstahl empfohlen vor allem für Presstische

Art. 58

Dürfen aus Holz sein, sofern nicht schimmlig und nicht spriessig. Ein Presstisch aus Holz isoliert und hält die Wärme besser im Käse. Durch Abhobeln lässt sich ein Presstisch oft sanieren.

Auf einem Buttertisch aus Holz lässt sich am besten kneten, auf Chromstahl klebt die Butter stärker.