Viele Alpeinsätze über das Alpofon im 2005

Das Alpofon existiert bereits den fünften Sommer. Es wurde von der IG-Alp, einer losen Organisation von aktiven und passiven ÄlplerInnen, ins Leben gerufen. Das Alpofon ist kein «Büro», Giorgio und Barbara betreuen das Telefon nebenamtlich, nebst Haushalt und Beruf. Im Juni und Juli lief das Natel heiss. Bis zu 10 Anrufe pro Tag waren keine Seltenheit. Im September ist es jedoch still geworden. Wer bis dann auf der Alp ausgeharrt hat, bleibt bis am Schluss.


                        
                            
                        
                            
                                
                            
                        
    


                        
                    

                    
                

Das Alpofon als Alpen-Betriebshelferdienst wird immer gefragter

Mehr als 300 Mal klingelte im vergangenen Sommer das Alpofon. 85 Anrufe kamen von Alpen, welche dringend eine Arbeitskraft suchten. Unfall, Krankheit, Überforderung, Teamkonflikt und Davongelaufene oder kurzfristige Aushilfe waren die Gründe für die Suche nach neuem Alppersonal. Etwas 112 Leute bewarben sich um eine Alpstellenvermittlung, bzw. suchten noch kurzfristig einen Job. 20 Alpleute wollten irgendwelche Informationen, die meistens in Zusammenhang mit Anstellung, Lohn, Vertrag, Versicherung und frühzeitigen Vertragsabbruch standen. Etwa 110 Telefone gab's allein durch Rückfragen und Rückmeldungen im Zusammenhang mit den Vermittlungen. Schliesslich konnten wir 55 Leute auf Alpen vermitteln, das sind erfreuliche 65 % der gesuchten Arbeitskräften.

Was wird von Alpeinsatzspringern erwartet? 

Natürlich sollten die einspringenden ÄlplerInnen nicht viel Lohn verlangen und wenn möglich aus der Schweiz sein, damit man Mundart reden kann und nicht durch zusätzlichen Papierkram für Arbeitsbewilligungen belastet wird, meinen manche Alpmeister. Von den ErsatzälplerInnen wird erwartet, dass sie sofort die Arbeit anpacken und sich in die bestehende Situation einordnen können. Schonende Einarbeitungszeit gibt's kaum, da ja der Alpbetrieb voll am laufen ist und sich meistens unerledigte Arbeiten angehäuft haben. Kurz, sie sollten damit rechnen, in's kalte Wasser geworfen zu werden. Wer da nicht schon Erfahrung im Umgang mit Tieren und zwei praktisch begabte Hände mit sich bringt, ist meist hoffnungslos überfordert und hilft dem Alpbetrieb nicht viel. Solche Leute bleiben nicht lange oben. 

Das Anforderungsprofil reicht vom unerfahrenen Gehilfen, der beim Zusennen und Haushalten hilft, bis zum ausgebildeten Senn, der vom nächsten Tag an 1500 Liter Milch selbständig verkäsen soll, oder zur Schafhirtin, die von heute auf morgen 900 Schafe in einem unbekannten Gelände zu überwachen hat. Am häufigsten wird verlangt, melken zu können. Im Sommer 2005 wurden folgende Alphilfen gesucht: 7 Sennen, 15 Zusennen (welche oft auch melken müssen), 30 Melker, 12 Gehilfen, 12 Hirten (davon 3 Schafhirten) und 2 Hütehunde.

Wer den Umgang mit Tieren nicht gelernt hat, soll dies zuerst tun, bevor er oder sie sich beim Alpofon melden.

Woher kommen die Alpeinsatzspringer? 

Von den 112 stellensuchenden ÄlplerInnen meldeten sich 53 aus der Schweiz und 59 aus dem Ausland, davon 49 aus Deutschland, 5 aus Österreich, 2 aus dem Südtirol und 2 aus Polen. Einesteils sind es ehemalige ÄlplerInnen, welche infolge Job oder Familie nicht mehr den ganzen Sommer lang z'Alp können. Solche vermitteln wir gerne, erfüllen sie doch meistens die Anforderungen und wissen etwa, was auf sie zukommt. Schade ist nur, dass viele von denen erst ab Mitte Juli, während den Ferien, Zeit für Alpeinsätze haben, dann wenn die strubeste Zeit auf der Alp schon bald vorüber ist. 

Weiters melden sich Alpleute, welche vor der Alpsaison keine Alpstelle gefunden haben und es dann noch beim Alpofon probieren. Bei denen ist Skepsis angebracht; hatten sie einfach Pech gehabt oder sind es komplizierte Leute mit zu hohen Anforderungen oder linken Händen? Dann gibt es die frühpensionierten Bauern, welche noch mit Vieh zu tun haben wollen. Manche sind sehr gut zu gebrauchen, manche überschätzen jedoch ihre Fähigkeit, in ihrem Alter im weiten Alpgelände noch den jungen Rindli nachjagen zu können. So musste ein Alpmeister seinen neu eingestellten Hirten stundenlang suchen, der sich im selber Schneegestöber verirrt hatte und das Vieh nicht runtertreiben konnte. 

Bis es soweit ist, ist mancher Schweisstropfen ins Tal geronnen.

Immer öfters melden sich auch arbeitslose Leute aus dem In- und Ausland. Die suchen einfach einen Job und haben oft keine Ahnung von der Alp, geschweige denn von den Kühen. So ernst ist es diesen oft nicht - und ruft man sie ein paar Wochen später wegen einer freien Alpstelle an, so sind sie bereits mit einer anderen Idee beschäftigt und wollen doch nicht z'Alp.

Ende Juli beginnen die Semesterferien in Deutschland. Einige Landwirtschaftsstudenten möchten die Zeit nutzen, auf der Alp praktische Erfahrungen an einem schönen Ort zu sammeln und gleichzeitig Geld zu verdienen. Einige überschätzen die strenge körperliche Arbeit und das frühe Aufstehen, andere entpuppen sich jedoch als verantwortungsvolle, tüchtige BetriebshelferInnenn. Im Verlauf des Sommers melden sich oft auch ÄlplerInnen, welche ihre erste Alpstelle verlassen haben und ihr Glück auf einer zweiten Alp versuchen wollen. Einige finden dabei eine ihnen angepasstere Alp und werden glücklich, andere merken erst dann, dass man auf allen Alpen wirklich arbeiten muss.


Die am häufigsten gestellten Fragen

Das Alpofon vermittelt nicht nur AlpbetriebshelferInnen. Es gibt auch Auskunft über jegliche Art von Fragen rund um die Alpwirtschaft. Am häufigsten kommen Fragen von Alppersonal rund um die Anstellung: Lohn, Vertrag, Versicherung und Rechtsfragen bei Lohnstreitigkeiten nach Abbruch der Alpzeit. In einer weiteren "Heissen Suppe" im Verlauf des Winters werden wir näher darauf eingehen. Es werden jedoch auch fachliche Fragen zum Käsen, zur homöopatischen Tierpflege oder zur Fütterung gestellt. Auf viele Fragen findet man Antworten im "Neuen Handbuch Alp".

Finanzierung

Im Sommer 2005 wurde das Alpofon folgendermassen finanziell unterstützt: Von den Schweizer Milchproduzenten (SMP) mit 1500 Franken und vom Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verein (SAV) mit Fr. 1000 Franken. Letztes Jahr zahlten zudem 50 % der Alpofonbenutzer einen freiwilligen Unkostenbeitrag von ca. 30 Franken ein. Diese Summe ermöglicht es dem Alpofon, den TelefonistInnen und dem Buchhalter und Alpspontianschreiber für die Arbeit ein bescheidenes Honorar auszuzahlen.


Wie arbeitet das Alpofon?

Vergangenen Sommer konnten durch das Alpofon 55 ÄlplerInnen auf 85 Alpen vermittelt werden. Das entspricht 65 % der gesuchten Alpersatzleuten. Dieses Resultat ist von Jahr zu Jahr besser geworden ist. Ob die Vermittelten immer geblieben sind und sich bewährt haben, wissen wir nicht, die Rückmeldungen sind eher spärlich.
Grundsätzlich kennen wir die Alpeinsatzspringer nicht, die sich telefonisch oder mittels Fragebogen per Post oder über's Internet anmelden. Mit dem Fragebogen sollten Erfahrungen, Fähigkeiten und Wünsche des Alpstellensuchenden erfasst werden. Doch stimmt die Selbsteinschätzung oft nicht mit der Realität überein. Bei telefonischen Anmeldungen bekommt man wenigstens einen subjektiven Eindruck und kann noch ein paar Fragen stellen. Ruft ein Alpmeister das Alpofon an, erfragen wir, wer, weshalb, auch welche Alp, für welche Arbeiten gesucht wird und welche Vorkenntnisse der/die Betreffende haben sollte. Die TelefonistIn checkt dann die auf einer Liste eingetragenen Stellensuchenden und ihre Fähigkeiten durch und gibt dem Alpmeister ein paar mögliche Adressen an. Dieser nimmt daraufhin selber Kontakt mit der potentiellen Älplerin auf.
Manchmal brauchen Alpmeister und Telefonisten Geduld, wenn es 5 bis 10 Adressen braucht, bis eine geeignete Person gefunden wird, manchmal erreicht man jedoch schon mit der ersten Adresse das Ziel. Oft vergessen die Stellensuchenden sich abzumelden, wenn sie eine Alp oder einen anderen Job gefunden haben oder einfach nicht mehr unter der angegebenen Telefonnummer erreichbar sind. Dies macht die Alpofonarbeit mühsam und ineffizient.
Zeitweise hatten wir zu wenig Alpspontis auf der Einsatzliste. In manchen Fällen konnte dann über die Stellenbörse der www.zalp.ch Personal gefunden werden.

Auch solche Momente gibts. Älplerin, die keine Hilfe vom Alpofon braucht.