z’Bärg – Wege zum Alpkäse

Ein Buch für ÄlplerInnen im Winter und eines für Wandersleute im Sommer und doch das gleiche. Der erste Wander- und Alpkäseführer aus den Daten des alporama.ch ist gedruckt erhältlich.


                        
                            
                        
                            
                                
                            
                        
    


                        
                    

                    
                

Winters ist die Alp ein garstiger Ort, beheimatet gefrierfeste Geister und geduldige Bakterien, die auf Sommermilch und Kuhblut warten. Man erzählt, es gäbe auf manchen Alpen knallfarbene Gestalten auf schnittigen Brettern, die über Schneeweiden schweben und mit spitzen Stöcken nach glitzernden Flocken stechen. Wir ÄlplerInnen aber hocken am warmen Ofen und sinnieren dem nächsten Alpsommer nach. Vielleicht noch im Ungewissen über den Ort, aber die schönste Alp soll's sein.

Eine Alp suchen, auch im Winter? Heute kein Problem mehr. Wo die ganze Welt vernetzt ist (oder wenigstens der Teil, der sich das leisten kann) ist weder Tititaka noch Pfründnacki noch Flühlauenen unerreichbar. Mit Maus und Tastatur steigt man über alporama.ch zu allzeit sommerlich bleibenden Alpen empor, schaut sich z.B. die neue Sennereihütte mit Partyzelt auf der Alp Morgeten an, gönnt sich einen Blick auf die Sennenleute und einen in die Küchen. Beim Alporama sind mittlerweile 267 Alpen zu finden (Stand 2. Sept. 2002,12:02) . Passionierte GaltviehhirtInnen suchen dabei vergeblich nach romantisch-einsamen Weideplätzen in der hintersten Ecke wilder Täler. Das Alporama ist ein beinahe reines Alpkäserama, nicht als umfassender Alpkataster gedacht, sondern als Marketinginstrument für den Alpkäse.

Aufgrund der aufbereiteten Daten aus den Alporama ist jetzt das erste Buch entstanden, in der Art folgt es dem vergriffenen Tessiner Alpkäseführer «Alpi e formaggi delle nostre montage». Es zeigt Portraits von 80 Käsealpen aus dem Berner Oberland im Rucksackaussentaschenformat. Reich bebildert, voll Information über die Alpen, Sennküchen und Menschen. Wers liest kann erfahren wie er zum Alpkäse kommt, per Fuss oder Telefon. Er lernt gschaffige Hände an urchigen Käsebrechern kennen und weiss, welche Gesichter sich in der Schotte spiegeln. Er liest, mit welchen Einrichtungen und unter welchen Bedingungen sein bald erstandener Käselaib hergestellt wurde, mit wievielen Kumpanen er in was für einem Keller oder Käsgaden lag, währenddessen im Stall wieviele Kühe auf welche Melkmaschine in welchem Gemeindegebiet warteten. Dies ist noch lange nicht alles, aber für mehr sind nicht wir, sondern das Buch zuständig.

Für mich als geostschweizerter Älpler bietet das Buch eine Fundgrube an Berner Oberländer Alpendetails. Dass es noch so schöne Alpgebäude gibt, noch so viele eigenständige Kleinbetriebe, handgeschnitzte Balken, Holzpresstische, Käsebrecher aus richtigen Bäumen, einzelausziehende Sennen und Senninnen und so wenige verplättelte Küchenwandpanoramen - das schmeckt verdammt nach Idylle und einer Alpenwelt, die eigentlich nach Durchführung der QS nicht mehr sein kann.

In Graubünden wo das Dampfknattern zur täglichen Ohrenbeschallung gehört, wo Hightech-Melkstände die Stallatmosphäre ersetzen und Plättli bis zur Decke aus Sennküchen Metzgereilokale machen, ist keine Idylle auszumachen. Mal schauen wo das Heidi nächstes Jahr z'Alp geht.


z'Bärg - Wege zum Alpkäse
80 Käsealpen der Ämter Signau, Thun und Niedersimmental
Ein Wanderbegleiter für Alp- und Käseliebhaber
von Ernst Roth, Beat Straubhaar
Weber AG Verlag, 3645 Thun/Gwatt
ISBN 3-909532-01-2